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Schulterinstabilität

Was ist eine Schulterinstabilität?

Das Schultergelenk ist eines der beweglichsten Gelenke in unserem Körper. Aufgrund der langen Hebel (unsere Arme) und der Möglichkeit, große Lasten zu heben und zu tragen,  muss dieses Gelenk durch viele Muskeln gesichert werden.
Fehlt die muskuläre Stabilisierung bzw. reicht diese nicht aus, kommt es zur Schulterinstabilität. Weitere Gründe sind anatomische oder verletzungsbedingte Schäden an Knochen, Knorpel und/oder Bändern.

Wie entsteht eine Schulterinstabilität?

Genau genommen besteht die Schulter nicht nur aus einem Gelenk, sondern 4 Einzelgelenken auf jeder Seite:

  1. Scapulohumoralgelenk (Gelenk zwischen Schulterblatt und Oberarm, das eigentliche Schultergelenk)
  2. Sternoclaviculargelenk (Gelenk zwischen Brust- und Schlüsselbein)
  3. Acromioclaviculargelenk (Gelenk zwischen Schulterdach und Schlüsselbein)
  4. Scapulo-thorakale Gleitlager (Verbindung zwischen Brustkorb und Schulterblatt, kein eigentliches Gelenk, aber für die Beweglichkeit und Stabilität der Schulter extrem wichtig)

Klassisch unterscheidet man 2 Formen der Schulterinstabilität:

  1. Habituelle Schulterinstabilität
    - Angeborene anatomische Besonderheit, die zur mangelnden Fixierung des Oberamkopfes in der Gelenkpfanne führt.
    - Psychische Störungen, die zum wiederholten Selbstausrenken des Oberarmkopfes aus der Gelenkpfanne führen. Hierdurch entstehen sekundär Schäden an der Schulteranatomie mit der Folge einer traumatischen Schulterinstabilität.
  2. Traumatische Schulterinstabilität
    - Durch ein- oder mehrmaliges Ausrenken der Schulter (Schulterluxation) kommt es zur Verletzung des Gelenkknorpels, der Knochenstrukturen und des Muskel-Bandapparates. Hierdurch wird das Schultergelenk nicht mehr ausreichend stabilisiert. Möglich ist auch, dass viele kleine Verletzungen (ohne eigentliches Ausrenken) zu dieser Problematik führen.

Die häufigste „Stabilitätsproblematik“ (die nicht zu den Schulterinstabilitäten gerechnet wird) betrifft die muskuläre Stabilisierung und Führung des Oberarmkopfes in der Gelenkpfanne durch die sogenannte Rotatorenmanschette und die muskuläre Stabilisierung der Schulterblätter am Brustkorb. Die meisten Schulterschmerzen (Periartheritis humoroscapularis LINK), das Schulterengpasssyndrom und auch die Arthrosen des Schultergelenks finden hier ihren Ursprung.

Welche Beschwerden macht eine Schulterinstabilität?

Typische Beschwerden bei einer Schulterinstabilität sind wiederholtes Ausrenken (Luxation) der Schulter auch bei normalen Belastungen und/oder kleineren Verletzungen und das Gefühl des „Fastausrenkens“ der Schulter bei normalen Belastungen und/oder kleineren Verletzungen. Viele Patienten mit einer Schulterinstabilität sind in der Lage, sich die Schulter selbst einzurenken.

Wie wird eine Schulterinstabilität diagnostiziert?

In der Anamnese werden die typischen Symptome und die Krankheitsgeschichte erfragt. Dazu gehören auch Fragen zu Verletzungen, Sport- oder Arbeitsbelastungen und ein Screening auf psychische Einflussfaktoren. In der orthopädischen Untersuchung werden die Gelenke des Schultergürtels, die Hals- und Brustwirbelsäule und die dazugehörige Muskulatur untersucht. Mit Provokationstests  können oft die typischen Beschwerden hervorgerufen werden. Zur klinischen Untersuchung gehört auch die Evaluation der relevanten  Nervenfunktionen und der Bewegungsqualität der wichtigsten Schulter- und Armbewegungen.
Zur Bestätigung oder dem Ausschluss von anatomischen Schäden/Veränderungen (angeboren, Verletzungsbedingt, degenerativ) wird im Regelfall das Schultergelenk sonographisch (Ultraschall) untersucht. Falls das nicht ausreicht, können zusätzliche Bilder mit Röntgen oder MRTs erzeugt werden. Manchmal ist zur Therapieplanung eine diagnostische Gelenkspiegelung (Arthroskopie) notwendig.

Wie lange sollte man die Schulter ruhig stellen oder schonen?

Nach einem Verrenken der Schulter (Schulterluxation) und nach bestimmten operativen Behandlungen  wird das Gelenk vorübergehend ruhig gestellt, die Dauer legt der behandelnde Arzt/Operateur in Abhängigkeit vom klinischen Befund bzw. der durchgeführten Operation fest.
Ruhe und Schonung führen zum Rückgang der  Muskulatur und sind daher außer in den beiden oben genannten Situationen grundsätzlich nicht zu empfehlen.

Was hilft bei Schulterinstabilität?

In der Regel wird die Schulterinstabilität konservativ (ohne Operation) behandelt. Ein zentrales Ziel der Behandlung ist die Schmerzlinderung. Neben der Behandlung mit antientzündlichen Schmerzmitteln (z.B. Ibuprofen, Diclofenac) ist die Behandlung von schmerzhaften Funktionsstörungen (Blockierungen, Triggerpunkte, Muskelverspannungen etc.) durch einen Manualmediziner oder Physiotherapeuten ein wichtiges Therapiemittel. Neben den Gelenken der Schulter und der Schultermuskulatur werden auch die Hals- und Brustwirbelsäule und die entsprechenden Muskelgruppen mit in die Therapie einbezogen. Die Therapeuten sollten Übungen zur  Selbstbehandlung (Entspannung schmerzhafter Muskulatur und Selbstmobilisation von blockierten Gelenken oder Wirbelsäulenabschnitten) einüben. Wärme, Kälte oder TENS können die Behandlung unterstützen. Zur Schmerzlinderung können in schmerzhafte Strukturen Medikamente zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung gespritzt werden. Der Effekt ist zeitlich begrenzt und aufgrund des Risikos sollten solche Injektionen die Ausnahme sein. Manchmal helfen sie den Patienten, aktiv an Therapien teilzunehmen.
Operative Behandlungen der Schulterinstabilität dienen der Verbesserung der anatomischen Voraussetzungen für eine stabile Schulter. In Abhängigkeit vom Befund werden verschiedene Verfahren durchgeführt. In der Regel sind Operationen nur bei jungen Patienten sinnvoll, die sportlich aktiv sind und deren Schulterinstabilität aufgrund einer Verletzung besteht.

Was hilft langfristig bei Schulterinstabilität?

Die Verbesserung der Schulterstabilität ist das zentrale Ziel jeder Behandlung. Während die operative Therapie (s.o.) nur bei wenigen Patienten sinnvoll ist, müssen alle Patienten für ihren Erfolg trainieren. Folgende Ziele sollen durch ein gezieltes Training erreicht werden:

  1. Verbesserung der Stabilisation der Halswirbelsäule
  2. Verbesserung  der Stabilisation des Schulterblatts
  3. Zentrierung des Oberarmkopfes in der Gelenkpfanne durch die Muskeln der sogenannte Rotatorenmanschette
  4. Verbesserung der Bewegungskoordination
  5. Zunahme von Kraft und Kraftausdauer
  6. Training von sport- und/oder arbeitsplatzspezifischen Anforderungen


Patienten, bei denen psychosoziale Einflüsse das Krankheitsbild mitbestimmen, sollten diese mit professioneller Hilfe (Psychotherapeut) eruieren und ggf. psychotherapeutisch behandeln lassen.

 

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