Reizung der Achillessehne
Wie kommt es zu einer Achillessehnenreizung?
Die Achillessehne ist die kräftigste Sehne im menschlichen Körper. Beim Gehen wirkt das 2,5- bis 10-fache des Körpergewichts auf die Sehne. Die häufigsten Beschwerden treten am Gleitgewebe auf das die Achillessehne umhüllt oder im schlecht durchbluteten mittleren Drittel der Achillessehne. Die Achillessehne kann geschädigt werden durch:
- abgelaufenes Schuhwerk
- Achsenabweichung im Sprunggelenk (Senkspreiz-Fuß, Hyperpronation)
- Läufe auf hartem Untergrund ( Beton, Tartanbahn etc.) oder unebenem Untergrund (Sand, gewölbte Straße)
- ruckartige Belastungsanforderungen (Sprünge, Sprints, Abstopp-Bewegungen etc.)
- dauerhaft verkürzte Wadenmuskulatur (muskuläre Dysbalance)
- Medikamente, wie z.B. Chinolone (z.B. Ciprobay)
- Entzündliche Gelenkerkrankungen ( z.B. Morbus Bechterew )
Welche Beschwerden macht eine Achillessehnenreizung?
Im Gegensatz zu akuten Verletzungen ( Bänder-/Muskelfaserrisse, Prellungen, Knochenbrüche ) entwickeln sich Beschwerden bei Tendopathien langsam. Die ersten Symptome werden häufig unterschätzt und falsch interpretiert, so dass erst sehr verzögert ein Arzt aufgesucht wird. Die Therapie dieser Beschwerden ist langwierig, zeitaufwändig und frustrierend (für Arzt und Patient). Die Erwartungshaltung hinsichtlich einer schnellen Lösung steht der Realität einer ( biologisch begründeten) längeren Heilungszeit entgegen.
Wie wird eine Achillessehnenreizung diagnostiziert?
Bei akuter Reizung kann man beim Heben und Senken des Fußes ein Knirschen direkt über der Sehne tasten. Bei chronischer Reizung zeigt die Achillessehne häufig in der Mitte eine kolbenförmige Auftreibung. Zur exakten Diagnose nutzt der erfahrene Arzt neben der genauen körperlichen Untersuchung Untersuchungsmethoden wie Ultraschall oder Kernspintomograph.
Wieso ist die Behandlung einer Achillessehnenreizung so wichtig?
Sehnenreizungen neigen dazu, chronisch zu werden, d.h. dauerhaft Beschwerden zu machen. Es ist deshalb besonders wichtig, frühzeitig zu therapieren. Je länger eine Achillessehnenreizung besteht, desto schwieriger ist die Heilung. Zudem droht bei chronischer Achillessehnenreizung mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Achillessehnenriss.
Wie wird eine Achillessehnenreizung behandelt?
Tendopathien entwickeln sich immer aus einem Missverhältnis von Belastung und Belastbarkeit der Sehne. Es sollte geklärt werden, welche Faktoren die Belastung der Sehne erhöhen (z.B. fehlende Stabilität, Instabilität des oberen Sprunggelenkes, Laufschuhe, Untergrund, Witterung) oder die Sehnenqualität beeinträchtigen (Diabetes mellitus, Adipositas, Rauchen, Inaktivität, Hypothyreose, Östrogenmangel, Hyperurikämie). Mit folgenden Maßnahmen können die Heilungsprozesse aktiv angeregt werden:
Exzentrisches Training gilt mittlerweile als Basismaßnahme bei Tendopathien mit 50-60% guten bis sehr guten Ergebnissen nach der Therapiedauer von 16 Wochen. Die Anwendung hochenergetischer extrakorporaler Stoßwellen (ESWT) stimuliert die Sehnenheilung und inhibiert Schmerzrezeptoren. Die Ergebnisse einer radialen Stoßwellentherapie bei der Achillodynie (Achillessehnenschmerz) als Monotherapie sind mit denen eines exzentrischen Trainings vergleichbar. Bei der Sklerosierung werden unter Ultraschall-/Power-Doppler-Kontrolle sichtbare Neovaskularisationen mittels Polidocanol verödet. Der schmerzlindernde Effekt wird über Denervierungseffekte der Nerven erklärt, die parallel zu der Neovaskularisation verlaufen. Durch die Applikation von Kinesio-Tapes erfolgt eine direkte Beeinflussung der Schmerzrezeptoren. Sie verbessern die Durchblutung, unterstützen die physiologische Bewegungsfähigkeit des Körpers und unterstützen und aktivieren somit den Heilungsprozess.
Welche Behandlungen sind darüber hinaus sinnvoll?
Eine Kombination von exzentrischem Training und Stoßwellentherapie führt zu über 80% guten bis sehr guten Ergebnissen. Eine ergänzende (Mikro)-Nährstofftherapie (Glucosamin, Chondroitinsulfat, Hyaluronsäure, Omega-3-Fettsäure) verbessert die Ergebnisse einer Stoßwellenbehandlung bei insertionsnahen Tendopathien der Achillessehne. Für einen optimalen Heilungsverlauf ist eine begleitende physiotherapeutische Behandlung meist sehr hilfreich. Maßnahmen wie Querfriktionen, Ultraschall, Reizstrom, Nitro-Spray, Laser etc. sollen die Stoffwechselsituation an der Sehne verbessern und zur schnellen Regeneration führen. Durch gezielte Krankengymnastik sollen muskuläre Dysbalancen ausgeglichen werden und das selbständige Dehnungsprogramm unterstützen. Auch eine Infiltrationsbehandlung (Spritzen) in das Gleitgewebe ist möglich. Primär sollten biologische Präparate eingesetzt werden. Nur bei einer akuten Entzündung ist eine kurzzeitige Kortisontherapie im Einzelfall indiziert, wobei dieses sehr kontrovers diskutiert wird. Eine Ruhigstellung der Achillessehne ist erfahrungsgemäß wenig erfolgreich.