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Kopfschmerzen

Warum treten Kopfschmerzen auf?

Kopfschmerzen sind sehr häufig. Die Bandbreite geht von leicht bis schwer, von selten (z.B. 1x/Jahr) bis zu Dauerkopfschmerzen. Die meisten Kopfschmerzen werden als primäre Kopfschmerzen, das heißt die Ursachen sind nicht bekannt, bezeichnet. Sie sind medizinisch nicht gefährlich, wenn auch zum Teil sehr unangenehm und einschränkend. Am häufigsten sind der Spannungskopfschmerz und die Migräne. Seltener treten Clusterkopfschmerzen auf.

Der Spannungskopfschmerz ist mit Abstand der häufigste Kopfschmerz. Auch wenn die Ursachen für den Spannungskopfschmerz nicht bekannt sind, weiß man, dass Faktoren wie Stress, mangelnde Entspannungsfähigkeit, Funktionsstörungen des Bewegungssystems (z.B. Triggerpunkte, Blockierungen, Muskelverspannungen) und ein Mangel an Bewegung verursachend oder auslösend sein können. 

Auch bei der Migräne ist der Mechanismus der Schmerzentstehung nicht genau bekannt. Eine zentrale Rolle spielt wahrscheinlich das autonome Nervensystem. Das autonome Nervensystem ist vergleichbar mit dem Betriebssystem eines Computers, es reguliert und kontrolliert „automatisierte“ Vorgänge (z.B. Blutdruck, Verdauung, Schmerzregulation). Das autonome Nervensystem und damit die Migräne werden typischerweise durch Rhythmuswechsel (z.B. Wochenendmigräne, Migräne bei der Menstruation), Stress und Bewegungsmangel beeinflusst. Bestimmte Substanzen wie z.B. Alkohol können Migräneanfälle auslösen.

Andere Kopfschmerzformen werden sekundäre Kopfschmerzen genannt, das heißt man kann eine klare Ursache erkennen. Die häufigsten sekundären Kopfschmerzen entstehen durch die Einnahme von bestimmten Substanzen (z.B. Medikamentennebenwirkungen, Alkohol) oder deren Entzug (z.B. Coffein). Medizinisch relevant ist insbesondere der durch Schmerzmittel hervorgerufene Kopfschmerz (Analgetika induzierter Kopfschmerz). Werden Schmerzmittel wegen Kopfschmerzen oft (>10x/Monat) eingenommen, können diese selber zu anhaltenden Kopfschmerzen führen. Besonders häufig kommt dies bei Migränemedikamenten vor.  Andere sekundäre und potentiell gefährliche Kopfschmerzen, wie Kopfschmerzen durch eine Blutung im Kopf oder einen Tumor sind selten und weisen in der Regel noch andere Symptome auf (z.B. Fieber und Nackensteifheit bei einer Hirnhautentzündung).

Wann ist ein Kopfschmerz gefährlich?

Zum Glück ist ein Kopfschmerz nur selten gefährlich aber bestimmte Begleitsymptome sollten Patienten zum Arzt führen. Treten Kopfschmerzen plötzlich, in ungekannter Stärke und möglicherweise kombiniert mit einer Nackensteife auf, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Bei einem fiebrigen Infekt sind Kopf- und Gliederschmerzen häufig. Hohes Fieber, starke Kopfschmerzen und Nackensteifheit können auf eine Meningitis hinweisen und sollten sofort abgeklärt werden. 

Treten Kopfschmerzen neu, in ungewohnter Stärke oder mit einer (neuen) Begleitsymptomatik (Übelkeit, Erbrechen) auf, treten zusätzlich Bewusstseinseintrübungen oder Wesensveränderungen auf, wird eine ärztliche Abklärung dringend empfohlen.

Was tun bei Kopfschmerzen?

Leichte Kopfschmerzen kennt fast Jeder. Kennt man den Auslöser (Wein vom Vorabend, hohe Anspannung, grippaler Infekt), kann man z.B. mit einfachen Schmerzmitteln (z.B. Paracetamol), Entspannungsverfahren oder auch mit Kälte/Wärme und Ausruhen Abhilfe schaffen. Auch bei bekannten Spannungskopfschmerzen und einer bekannten Migräne helfen oft die verschriebenen Schmerzmittel und die genannten Maßnahmen.

Ist man durch die Kopfschmerzen verunsichert, treten Begleitsymptome (siehe oben) auf, sind die Kopfschmerzen sehr häufig (1x/Woche oder häufiger), sehr schwer und durch einfache Maßnahmen nicht zu beeinflussen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Auch wenn aufgrund der Kopfschmerzen mehr als 8 x /Monat Schmerzmittel eingenommen werde müssen, ist ein Arztbesuch sinnvoll.

Was macht der Arzt in der Kopfschmerz-Diagnostik?

Die wichtigste Aufgabe ist zu differenzieren, was für ein Kopfschmerz vorliegt. Mit einer guten Befragung (Anamnese) und klinischen Untersuchung können die meisten Kopfschmerzformen differenziert werden. 

Untersucht werden sollte 

  1. der Allgemeinzustand/internistischer Befund, um z.B. einen Kopfschmerz bei einem Bluthochdruck oder bei einer Schilddrüsendysfunktion auszuschließen,
  2. die Nervenfunktion, um eine neurologische Erkrankung auszuschließen,
  3. die Muskel und Gelenksfunktion, um den Anteil von Funktionsstörungen des Bewegungssystems festzustellen,
  4. der Hals-Nasen-Ohren-Bereich, um z.B. eine chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen auszuschließen,
  5. die Augen, da eine Fehlsichtigkeit sich durch einen Kopfschmerz bemerkbar machen kann,
  6. der Kiefer und die Zähne, um eine craniomandibuläre Dysfunktion auszuschließen.

Falls sich Hinweise auf eine spezifische Erkrankung oder einen spezifischen Kopfschmerz ergeben, wird der Arzt eine weitere Diagnostik veranlassen (z.B. MRT Schädel, EEG, 24h-Blutdruckmessung). In den meisten Fällen ist das nicht nötig!

Was macht man bei akuten Kopfschmerzen?

Gibt es eine spezifische Ursache für den Kopfschmerz, wird diese entsprechend behandelt. Der häufigste sekundäre Kopfschmerz ist der durch Schmerzmittel verursachte! Diagnostik und Therapie bestehen aus einem Absetzen der Schmerzmittel. Das kann die Kopfschmerzen für bis zu einer Woche verstärken, dann jedoch werden die Schmerzen deutlich weniger.

Bei Spannungskopfschmerzen wird zwischen der Behandlung der Kopfschmerzattacken und der Kopfschmerzprophylaxe unterschieden. Treten die Kopfschmerzen selten auf und lassen sich die Spannungskopfschmerzen gut beeinflussen, benötigt man keine Prophylaxe. Typische Medikamente, die bei einem akuten Spannungskopfschmerz  helfen, sind Paracetamol, Acetylsalizylsäule oder Metamizol. Will man kein Medikament nehmen, hilft oft die Anwendung von ätherischen Ölen extern (Schläfen, Stirn, unterer Hinterkopf, jeweils für 1-2 Minuten einmassieren). Entspannungsverfahren (z.B. Progressive Muskelentspannung nach Jakobson) sind hoch effektiv in der Behandlung von Kopfschmerzattacken. Man muss sie jedoch erst erlernen, bevor man davon profitieren kann. Sind Muskelverspannungen, Triggerpunkte oder Blockierungen für den Spannungskopfschmerz verantwortlich, können diese durch den Patienten selber (Selbstmobilisationen, Muskeldehnung) oder durch einen Therapeuten behandelt werden.

Treten Spannungskopfschmerzen häufig auf (z.B. mehrfach pro Woche), sind die Attacken nicht durch einfache Maßnahmen zu beeinflussen oder dauern mehrere Tage, sind die Symptome und Beeinträchtigungen ausgeprägt oder werden mehr als 10 Schmerztabletten/Monat gegen die Kopfschmerzen eingenommen, sollte eine Kopfschmerzprophylaxe eingeführt werden. 

Wie beim Spannungskopfschmerz wird auch bei der Migräne zwischen der Behandlung der einzelnen Migräneattacken und einer Migräneprophylaxe (Vorbeugung) unterschieden. In einer Migräneattacke sollten die Schmerzmittel möglichst früh genommen werden, um die volle Ausprägung der Migräne zu verhindern. Üblicherweise wird mit antientzündlichen Schmerzmitteln (z.B. Ibuprofen, Diclofenac, Acetylsalizylsäure) behandelt. Triptane sind spezielle Migränemedikamente, die zur Anwendung kommen, wenn die antientzündlichen Medikamente nicht helfen. Auch die Triptane sollten möglichst früh in einer Migräneattacke genommen werden. Treten die Migräneattacken selten auf (1-2x/Monat) und lassen sich durch die Medikamente gut beeinflussen, ist keine Migräneprophylaxe erforderlich. Ansonsten ist auch bei der Migräne eine Kopfschmerzprophylaxe sinnvoll.

Was ist eine Kopfschmerzprophylaxe?

Treten Kopfschmerzen sehr häufig auf oder ist die Behandlung der akuten Kopfschmerzen meist nicht erfolgreich, sollte eine Kopfschmerzprophylaxe begonnen werden. Unterschieden werden die nichtmedikamentöse Kopfschmerzprophylaxe und die Kopfschmerzprophylaxe mit Medikamenten, beide werden oft kombiniert. Die nichtmedikamentöse Kopfschmerzprophylaxe macht auch bei seltenen und weniger schweren Kopfschmerzen Sinn. Die wichtigsten Regeln sind Entspannung, Training, Auslöser meiden und Rhythmus. Rhythmuswechsel sind oft Auslöser von Kopfschmerzen, z.B. der Wochenendmigräne. Der Kopfschmerz wird dann z.B. durch das längere Schlafen ausgelöst. Den Wecker auf die gewohnte Uhrzeit stellen, kurz aufstehen und zum WC gehen und dann weiterschlafen, verhindert in vielen Fällen die Migräneattacke.  Ist bekannt, was einen Kopfschmerz auslöst, kann man die Ursache einfach meiden (Vermeidung von Auslösern z.B. Alkohol).  Ein regelmäßiges Training gehört zu jeder Kopfschmerzprophylaxe. Ein regelmäßiger Ausdauersport, z.B. Walken, Joggen, Schwimmen, Rad fahren oder ähnliches, ist die Grundlage. Regelmäßig heißt 3-4x/Woche für eine Stunde bei ca. 2/3 der maximalen Leistungsfähigkeit. Gesteuert wird das Ausdauertraining durch die Herzfrequenz. Eine Trainingsherzfrequenz kann nur durch einen Ausdauerleistungstest sicher festgelegt werden. Das Training draußen, an der frischen Luft, Licht und Wetter ausgesetzt, ist einem Indoortraining überlegen. Spielen Funktionsstörungen der Muskulatur und Gelenke eine Rolle in der Entstehung der Kopfschmerzen, sollte zusätzlich ein Koordinations- und Krafttraining durchgeführt werden. Physio- oder Sporttherapeuten können ein entsprechendes Übungsprogramm erstellen. Eine mangelnde Entspannungsfähigkeit und eine Daueranspannung sind häufig für Kopfschmerzen mit verantwortlich. Durch Entspannungsübungen (z.B. PMR, autogenes Training) kann man gezielt Einfluss nehmen und Kopfschmerzen vermindern. Um an den Ursachen von Daueranspannungen zu arbeiten, ist manchmal eine psychotherapeutische Unterstützung notwendig.
Eine medikamentöse Kopfschmerzprophylaxe muss in jedem Fall durch einen Arzt koordiniert werden. Für den Spannungskopfschmerz wird in Deutschland am häufigsten Amitriptylin angewandt. In der Migräneprophylaxe wird dieses Medikament in Deutschland selten verwandt, ist aber hoch effektiv. Amitriptylin ist ursprünglich als ein Medikament gegen Depressionen (Antidepressivum) entwickelt worden, greift aber direkt in die Schmerzregulationsmechanismen ein und wird daher auch bei Patienten, die keine psychischen Erkrankungen haben, erfolgreich eingesetzt. Andere Medikamente, die speziell nur bei der Migräne eingesetzt werden, sind Betablocker, die normalerweise in der Behandlung eines hohen Blutdrucks verwendet werden.
Lesen Sie dazu auch unseren Blogbeitrag "Spannungskopfschmerzen: Ursachen und erfolgreiche Behandlungsmöglichkeiten"

 

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