Verletzung des Knieseitenbandes
Wodurch entsteht eine Seitenbandverletzung des Kniegelenkes?
Sportunfälle führen häufig zu Verletzungen im Bereich der Kniegelenke. Oft werden mehrere Strukturen des Kniegelenkes verletzt, aber auch isolierte Verletzungen z.B. der Menisken oder des Kapsel-Band-Apparates treten auf. Zum Kapsel-Band-Apparat des Kniegelenkes zählen u.a. das vordere und hintere Kreuzband, welche in der Mitte des Gelenkes zwischen den Gelenkrollen des Oberschenkels verlaufen und auch die Seitenbänder auf der Innen- und Außenseite des Kniegelenkes. Kommt es zum Einwirken von Kräften von der Außenseite zur Innenseite des Kniegelenkes im Sinne eines Valgusstresses kann das Innenband (mediale Seitenband) verletzt werden. Umgekehrt kann das Außenband (laterale Seitenband) bei Krafteinwirkung von der Innenseite zur Außenseite verletzt werden. Die Seitenbänder haben eine wichtige gelenkstabilisierende Funktion.
Welche Symptome macht eine Seitenbandverletzung?
Im Vordergrund der Beschwerden stehen die sofort einsetzenden Schmerzen auf der Außen- oder Innenseite des Kniegelenkes. Die verletzte Person gibt häufig ein Zerreißgefühl an und beschreibt eine Schwellung der betroffenen Region des Kniegelenkes. Bei einer isolierten Bandverletzung ohne Verletzungen weiterer Strukturen ist die Gehfähigkeit meistens nicht wesentlich eingeschränkt. Je nach Schweregrad der Verletzung unterscheidet man eine Bandverletzung Grad 1, welche einer Zerrung, also einer Dehnung des Seitenbandes entspricht. Bei einer Bandverletzung Grad 2 liegen Einrisse des Seitenbandes vor, das Seitenband ist aber nicht vollständig gerissen. Dies wird als Teilruptur bezeichnet. Bei einer Bandverletzung Grad 3 reißt das Seitenband auf der Innen- oder Außenseite komplett. Dies führt zu einer Instabilität des Kniegelenkes.
Wie wird die Seitenbandverletzung diagnostiziert?
Die genaue Schilderung des Unfalls liefert wichtige Hinweise für die Diagnostik einer Seitenbandverletzung des Kniegelenkes. Im Vordergrund steht die genaue körperliche Untersuchung. Hierbei wird die Aufklappbarkeit des Gelenkes zur Innen- oder Außenseite geprüft und mit dem gesunden Kniegelenk verglichen. Bei einer Bandverletzung Grad 1 kann die betroffene Seite nicht mehr als 5° aufgeklappt werden. Lässt sich die Innen- oder Außenseite des Kniegelenkes bis zu 10° aufklappen handelt sich um eine Bandverletzung Grad 2. Beträgt die Aufklappbarkeit mehr als 10° und fehlt hierbei ein fester Anschlag besteht eine Bandverletzung Grad 3. Das genaue Ausmaß der Verletzung kann in einer Kernspintomographie erfasst und die Verletzung anderer Strukturen wie z.B. der Menisken ausgeschlossen werden. Als Folge einer alten verheilten Seitenbandverletzung des Innenbandes können sich Verkalkungen bilden, welche auf einer Röntgenaufnahme des Kniegelenkes im Verlauf des Seitenbandes sichtbar sein können. Diese Verkalkung wird als Stieda-Pelegrini-Schatten bezeichnet.
Wie wird die Seitenbandverletzung des Knies behandelt?
Bei der frischen Verletzung steht zunächst die Schonung des Kniegelenkes im Vordergrund. Auch sollte das Gelenk in der frischen Verletzungsphase regelmäßig gekühlt werden. Bei stärkeren Schmerzen werden entzündungshemmende Schmerzmittel wie z.B. Diclofenac oder Ibuprofen eingesetzt. Zeitnah sollte das Kniegelenk stabilisiert werden. Früher wurde die isolierte Seitenbandverletzung des Kniegelenkes mit einem Gipsverband behandelt. Heutzutage werden dazu moderne stabilisierende Orthesen eingesetzt. Diese besitzen in der Regel ein Scharnier, welches das Bewegungsausmaß des Kniegelenkes limitiert. Die Orthese wird für einen Zeitraum von mindestens 6 Wochen getragen. Alle isolierten Seitenbandverletzungen des Kniegelenkes werden konservativ behandelt. Eine frühe physiotherapeutische Behandlung spielt eine zentrale Rolle in der Therapie. Hier werden am Anfang einfache geführte Bewegungsübungen durchgeführt. Bei ausgeprägten Schwellungszuständen kann auch die Anwendung von Lymphdrainage sehr sinnvoll sein. Klingt der akute Reizzustand des Kniegelenkes allmählich ab, kann das Kniegelenk wieder mehr belastet werden. In der Therapie stehen dann Kräftigungsübungen der Oberschenkelmuskulatur im Vordergrund. Ist das Seitenband gut verheilt und wieder belastbar, sollten die Kräftigungsübungen über ein sensomotorisches Training intensiviert werden. Volle Belastbarkeit für Sport besteht nach ca. 3-4 Monaten. Bei Begleitverletzungen oder knöchernen Bandausrissen ist eine operative Versorgung der Verletzung notwendig.