Morbus Scheuermann (Adoleszentenkyphose)

Was ist ein Morbus Scheuermann?

Die Wirbelsäule ist aus Wirbelkörpern (Knochen) und Bandscheiben aufgebaut. Wirbelkörper und Bandscheiben übereinander gestapelt, ergeben die Wirbelsäule. Die Wirbelsäule weißt natürliche Schwingungen auf, das heißt die Hals- und Lendenwirbelsäule biegen sich leicht nach vorn (Lordose und die Brustwirbelsäule nach hinten (Kyphose). Wachsen die Wirbelkörper ungleichmäßig kann es zur Verstärkung oder Verminderung dieser Schwingungen kommen.
Beim Morbus Scheuermann wachsen die vorderen Anteile der Wirbelkörper langsamer, sodass es bei der meist betroffenen Brustwirbelsäule zu einer vermehrten Krümmung nach hinten kommt (Hyperkyphose). Ist die Lendenwirbelsäule betroffen wird die natürliche Krümmung nach vorn (Lordose) aufgehoben und die Lendenwirbelsäule flach gestellt, in extremen Fällen kann auch eine Kyphose der Lendenwirbelsäule entstehen.

Der Morbus Scheuermann tritt zwischen dem 10. und 15. Lebensjahr auf.

Wie entsteht ein Morbus Scheuermann?

Die Entstehung eines Morbus Scheuermann ist bisher nicht klar. Man geht von einer genetischen Komponente aus, da der Morbus Scheuermann in bestimmten Familien gehäuft auftritt. Ob starke körperliche Belastungen wie z.B. beim Hochleistungssport eine Rolle spielen ist umstritten.

Welche Symptome macht ein Morbus Scheuermann?

Die Hauptsymptome sind Veränderungen der Wirbelsäulenform und Schmerzen.

Ist die Brustwirbelsäule betroffen, kommt es zu einer vermehrten Kyphose (Rundrücken). Die Ausprägung kann sehr unterschiedlich sein, von einer geringen Kyphose bis hin zu einer Buckelbildung.

Die Schmerzen sind in der Regel auf Funktionsstörungen des Bewegungssystems zurückzuführen (z.B. Triggerpunkte, Muskelverspannungen, Blockierungen), die aus der Fehlstatik resultieren.

Wie diagnostiziert man einen Morbus Scheuermann?

Die Diagnose erfolgt durch den Arzt auf Grundlage einer ausführlichen Befragung (Anamnese)und Untersuchung. Zur Bestimmung des Krümmungswinkels wird eine Röntgenaufnahme gemacht. Diese dient auch als Ausgangsbefund, um den Verlauf (Zunahme der Krümmung?) beobachten zu können.

In der Untersuchung wird auch nach Funktionsstörungen des Bewegungssystems gesucht. Zum einem geht es um schmerzhafte Funktionsstörungen (siehe oben) und zum anderen um Defizite in der Wirbelsäulenstabilisation sowie um Koordinationsstörungen, die das therapeutische Ziel der physio- und trainingstherapeutischen Behandlung sind.

Was hilft bei Morbus Scheuermann?

Grundsätzlich ist der Morbus Scheuermann eine gutartige Erkrankung, bei der es in den meisten Fällen nicht zu einem schweren Verlauf kommt.

Das wichtigste Behandlungsziel ist die muskuläre Stabilisation der Wirbelsäule. Nur eine ausreichende Wahrnehmung (Propriozeption) und Steuerung (Koordination) von Bewegung und Haltung sowie eine ausreichende Muskelkraft können effektiv der übermäßigen Wirbelsäulenkrümmung entgegenwirken. Entsprechende Übungs- und Trainingsbehandlungen müssen zusammen mit Therapeuten eingeübt und dann selbstständig und kontinuierlich umgesetzt werden.

Bei schneller Zunahme der Wirbelsäulenkrümmung und bei sehr starken Krümmungen kann unterstützend ein Stützkorsett angewandt werden.

Zur Schmerzbehandlung werden schmerzhafte Funktionsstörungen durch Therapeuten behandelt und Selbstmobilisationen und Techniken zur Muskelentspannung erlernt. Selten können einfache Schmerzmittel (z.B. Ibuprofen) notwendig sein. Operative Behandlungen sind extrem selten notwendig.